Geschichte und Werte
Klöster sind seit ihrem Bestehen eigentliche Bildungsorte. Auch das Kloster Einsiedeln unterhielt seit seinen Anfängen im 9. Jahrhundert eine Klosterschule für den geistlichen Nachwuchs. Die Ausbildung umfasste früher Sprachen, Philosophie, Redekunst und Gesang.
Karl der Grosse befahl bereits im Jahre 787 in allen Klöstern und Kathedralen solche Schulen einzurichten. Vor allem die Reichsklöster kamen diesem Befehl nach. Die Verbindung von Kloster und Schule, von Mönchtum und Erziehung hat sich für die Kirche, das Abendland und die christliche Bevölkerung der ganzen Welt bis heute als sehr fruchtbar erwiesen.
Die Stiftsschule Einsiedeln damals
Zur grossen Stiftsschule wuchs das Gymnasium nach seiner Gründung von 1839 erst nach dem Sonderbundskrieg um 1848 und nach der Ausweisung der Jesuiten, als die Benediktiner und Kapuziner das Mittelschulwesen in der katholischen Schweiz weitgehend übernahmen und ausbauten. Das Knabeninternat bot nun Platz für hundert Studenten, dazu kamen externe Schüler, ab 1970 auch Mädchen.
2007 wurde das Internat der Stiftsschule Einsiedeln nach vorübergehender Schliessung wiedereröffnet, nachdem es in den Fünfziger- und Sechzigerjahren bis über dreihundert Schüler beherbergt hatte. Massgeblicher Grund für diese Entwicklung war die veränderte Nachfrage nach Internatsplätzen.
… und heute
In der Schweizer Bildungslandschaft hat eine Schule, die konsequent die humanistischen Ideale in moderner Form vertritt, gerade heute einen wichtigen Platz einzunehmen. Deshalb werden an der Stiftsschule neben sprachlichen auch naturwissenschaftliche Fächer als Schwerpunktfächer angeboten.
Gleichzeitig wird das Gymnasium seit der Neueröffnung des Internats für Knaben und Mädchen als moderne Tagesschule geführt, wie sie den Erfordernissen heutiger Lebensformen entspricht.
Leitbild
«Der Klostergemeinschaft und mir ist es ein grosses Anliegen, dass die Stiftsschule eine wirkliche Alternative zum bestehenden Schulangebot ist. Bei allen Reformen, denen wir stets offen gegenüberstehen, soll die Schule auch in Zukunft von der benediktinischen Tradition geprägt sein. Dies zeigt sich in der möglichst ganzheitlichen humanistischen Bildung, zu der wesentlich auch die musische Dimension gehört. Trotz aller Globalisierung zerfällt das Leben des modernen Menschen immer mehr in viele Einzelbereiche. Lebensräume sind heute gefragt, wo der Mensch als solcher leben darf und wo möglichst alle Aspekte in ein Ganzes eingebettet sind. Diesen Raum bietet die Stiftsschule Einsiedeln.»
Abt Urban Federer
Wir erwarten von unseren Schülerinnen und Schülern, dass sie unsere Haltungen respektieren und unser Bildungsideal mittragen. Als leistungsorientierte Schule setzen wir voraus, dass sie die nötige Begabung und Motivation für gute Leistungen mitbringen. Sie tragen den Unterricht und die schulischen Angebote aktiv mit.
An der Schule lehren fachlich und didaktisch qualifizierte Lehrpersonen, Mönche und Angestellte. Durch die eigene Weiterbildung, den Aktualitätsbezug des Unterrichts und den gezielten Einsatz von verschiedenen Lehr- und Lernmethoden spornen sie unsere Schülerinnen und Schüler zu lebenslangem Lernen an.
Alle Lehrpersonen tragen die Haltungen der Stiftsschule aktiv mit und engagieren sich über den Unterricht hinaus für die Belange der Schule und stehen als Ansprechpartner für Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern zur Verfügung. Sie tragen Verantwortung für ein gutes Unterrichtsklima und sind für die ihnen anvertrauten jungen Menschen Vorbilder. Offenheit und Fairness zwischen allen Beteiligten bilden dafür die Grundlage.
Die Stiftsschule pflegt den offenen Dialog und dient als Forum für Wissen, Ideen und Werte.
Sie ist im Gespräch mit den Behörden, den Eltern unserer Schülerinnen und Schüler, den Ehemaligen, mit anderen Bildungseinrichtungen, mit den Medien, mit allen Interessierten sowie mit den Stiftungen „Pro Kloster Einsiedeln“ und „Pro Stiftsschule Einsiedeln“, die unseren Weg finanziell unterstützen.
Der Rektor, der vom Abt des Klosters nach Umfrage bei den Lehrpersonen bestimmt wird, leitet die Schule. Dabei wird er unterstützt vom Prorektor, der Internatsleitung und von der Lehrerkonferenz, der alle Lehrpersonen und von den oberen Klassen gewählte Schülerinnen und Schüler angehören.
Der Rektor ist hauptverantwortlich für die Umsetzung des Leitbildes und evaluiert in regelmässigen Abständen die Qualität und die Schulentwicklung.
Dieses Leitbild wurde in mehreren Schritten mit der gesamten Lehrerschaft und dem Schülerrat erarbeitet.
Klösterlicher Hintergrund
Die Stiftsschule Einsiedeln hat eine positive Einstellung zum Leben, da es uns von Gott anvertraut ist. Sie ist eine Schule, wo Haltungen zählen, die über gelerntes Wissen hinausgehen. Diese Haltungen sind verankert in der mehr als tausendjährigen Tradition der Benediktiner des Klosters Einsiedeln.
Wir versuchen, jungen Menschen eine Bildung mit auf den Weg zu geben, welche sie sowohl auf ihr eigentliches Ziel, als auch auf das Wohl der Gemeinschaft hin ausrichtet, für die sie als Erwachsene einmal Verantwortung übernehmen sollen.
Um dies zu erreichen, soll unseren Schülerinnen und Schülern jene Ausbildung zuteilwerden, die sie befähigt, selbständig zu denken und menschliche Qualitäten wie Ehrfurcht vor sich selber, den Mitmenschen und vor Gott zu entwickeln. Die Familiarität unserer Schule bietet einen ausgezeichneten Ort, an dem sich die eigene Persönlichkeit entfalten kann. Weil sich die Stiftsschule zu Werten der katholischen Tradition bekennt, kann in ihr Freiheit und Offenheit gelebt werden: Schülerinnen, Schüler, Lehrerinnen und Lehrer verschiedener Konfessionen und Religionen bereichern das tägliche Zusammenleben. Im Schulunterricht ist es uns ein Anliegen, Offenheit und Toleranz für andersdenkende Menschen und für andere Kulturen zu schaffen.
Die Stiftsschule legt grossen Wert auf die religiöse Betreuung der Schülerinnen und Schüler. Dies geschieht durch unser Angebot der Schulseelsorge.
In den unteren Klassen bieten der Religionsunterricht und die Besinnungstage eine religiöse Bildung, während in den letzten beiden Klassen Kompetenzen in Philosophie, Religion und Ethik auf das spätere Leben vorzubereiten suchen. Ein Gebet oder eine kurze Meditation am Anfang des Schultages gibt diesem eine unscheinbare, doch wichtige Note. Mehrere Gottesdienste während des Schuljahres mit der Gesamtschule und mit den einzelnen Klassen verankern die Suche nach Bildung in der Suche nach dem letzten Sinn. Angebote wie Meditationen über die Mittagspause oder der Austausch innerhalb des Lehrkörpers zu Fragen der Spiritualität bereichern das Schulleben.
Das Kloster lädt die Lehrer- und Schülerschaft ein, an ihrem benediktinischen Leben teilzunehmen. Dazu gehört die erfreuliche Zahl der Ministrantinnen und Ministranten, welche täglich im Klostergottesdienst zum Einsatz kommen. Auch ausserschulische Angebote wie Wanderlager, Ministrantenlager oder Besuche von Jugendanlässen machen die Gemeinschaft zwischen Kloster und Schule konkret erfahrbar.