Die ersten Wochen des aktuellen Schuljahres verbrachten die 5.KlässlerInnen der Stiftsschule in ihren Klassenzimmern und: in der Küche. Im Rahmen eines fächerübergreifenden Unterrichtsprojektes aus Chemie, Biologie und Geografie galt es nämlich, einen eigenen Sauerteig heranzuzüchten, zu kultivieren und daraus ein für eine Schweizer Region typisches Brot zu entwickeln. Nach ersten zum Teil verunglückten Versuchen konnten sich die Ergebnisse am Ende sehen lassen: Bierbrot aus Einsiedeln, Walliser Roggenbrot mit Aprikosenaroma, Tessiner Maronibrot ebenso wie ein besonders gelungenes Bündnerbrot mit Anis wurden vorgestellt und verkostet.
Neben dem kulinarischen Gewinn sieht Chemielehrerin Marcella Mazzolini vor allem auch einen pädagogischen: «Die Schüler lernten über die Fächergrenzen hinaus zu denken und die verschiedenen Erkenntnisse über die biochemischen Prozesse der Fermentation mit dem geographischen Input über verschiedene Kulturmerkmale miteinander zu verknüpfen.»
Und was es überhaupt für einen guten Sauertaug braucht? Im Grund nur Mehl und Wasser in einem sauberen Glas und in einer warmen Umgebung. Dann entwickeln die natürlich im Mehl enthaltenen Hefe- und Bakterienkulturen ihr jeweils spezifisches Aroma. In jeder Region ist dieses also von Natur aus anders, immer aber, wenn der Prozess chemisch ordnungsgemäss verläuft, geschmackvoll. Industrielle Hefe ist im Gegensatz dazu völlig frei von Baktierenstämmen und zudem nur von einem einzigen Hefestamm ausgehend. Das ist zwar effizient, dem Geschmack nach aber ebenso uniform und austauschbar. Die Faszination Sauerteig besteht also darin, durch Sauerteig ein eigenes, unaustauschbares Brot zu entwickeln und ein alltägliches Lebensmittel wieder ganz neu in den Blick zu nehmen.
Das Projekt wurde organisiert und durchgeführt von den Lehrpersonen Marcella Mazzolini, Ines Weizenegger und Florian Frischherz, die auch privat begeistere BäckerInnen sind.
Maria Egartner