toto corde, tota anima, tota virtute
Von ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft

Stiftstheater 2019

Am Freitag, den 15. März 2019 findet im Theatersaal der Stiftsschule des Klosters Einsiedeln die Premiere des „Le malade imaginaire“ von Jean Baptiste Molière statt.
Weitere Aufführungen am 16., 17., 18. und 22., 23. März 2019.

Flyer

Jean-Baptiste Molière 1622 – 1673
Geboren am 15. Januar 1622 in Paris. Eigentlich hätte er das väterliche Geschäft, die königliche Hoftapeziererei, übernehmen sollen. Doch die Liebe zur Schauspielerin Madeleine Béjart und jene zum Theater kamen ihm dazwischen. Jean-Baptiste Poquelin nahm den Künstlernamen Molière an und gründete mit seiner Geliebten das Théâtre Illustre, das bald Bankrott machte. Nach 13 Jahren in der Provinz, wo er Triumphe und Tiefgänge erlebte, und sich vom einfachen Schauspieler zum Leiter einer Theatertruppe und zum Theaterautor entwickelte, kehrte er nach Paris zurück und spielte vor Louis XIV., der Gefallen an Molières Komödien fand. Feinde und Neider hatte Molière zuhauf: Als er die Tochter seiner ehemaligen Geliebten heiratete, behaupteten böse Zungen, seine Gattin wäre eigentlich seine eigene Tochter. Er schrieb über 30 Stücke, führte Regie und spielte fast jeden Abend die Hauptrolle: Molière arbeitete sich regelrecht zu Tode. In der Vorstellung vom 17. Februar 1673, in der Molière den „Eingebildeten Kranken“ spielte, bracher zusammen und wurde in sein Haus gebracht, wo er kurz darauf – noch im Kostüm – mit erst 51 Jahren verstarb.

George Bernard Shaw Vorrede über Ärzte
Es ist nicht die Schuld unserer Ärzte, dass die medizinische Behandlung der bürgerlichen Gesellschaft, wie sie gegenwärtig geübt wird, ein mörderischer Unsinn ist. Wenn eine gesunde Nation, die beobachtet hat, dass man für den Bedarf an Brot vorsorgen kann, indem man Bäckern ein pekuniäres Interesse am Backen einräumt, einem Chirurgen ein pekuniäres Interesse daran einräumt, einem das Bein zu amputieren, so genügt diese Tat­sache vollauf, um einen an der erwarteten Menschenfreundlichkeit verzweifeln zu lassen. Aber genau das haben wir getan. Und je entsetz­licher die Verstümmelung ist, desto mehr bezahlen wir dem Verstümm­ler. Wer die ins Fleisch wachsenden Fussnägel in Ordnung bringt, bekommt ein paar Shilling. Wer einem die Eingeweide herausschnei­det, bekommt Hunderte von Pfunden, es sei denn, er mache es zur Übung an einem armen Menschen.
Empörte Stimmen murmeln, dass diese Operationen nötig seien. Möglich. Es mag auch nötig sein, einen Mann zu hängen oder ein Haus niederzureissen, aber wir hüten uns wohl, den Henker und den Demolierer über die Notwendigkeit entscheiden zu lassen. Täten wir’s, so wäre keines Menschen Genick, keines Menschen Stellung in Sicherheit. Aber wir lassen den Arzt darüber entscheiden, und er wird sechs Pence, ja sogar mehrere hundert Pfund verlieren, wenn er entscheidet, dass die Operation nicht nötig sei. Ich kann mir das Schienbein nicht ernstlich verletzen, ohne einem Chirurgen die schwere, an sich selbst gerichtete Frage aufzudrängen: Wären mir nicht eine Handvoll Pfunde nützlicher als diesem Menschen sein Bein? Könnte er nicht ebensogut mit einem Bein schreiben oder sogar besser als mit zweien? Und die Pfunde würden mir gerade jetzt so ausserordentlich nützlich sein.
Der figürliche Vorgang, den man »den reichen Mann zur Ader las­sen« nennt, wird täglich nicht nur figürlich, sondern wörtlich von Chirur­gen geübt, die genau so anständige Menschen sind wie die meisten von uns. Was ist denn schliesslich Unrechtes dabei? Der Chirurg braucht ja dem reichen Manne nicht gerade das Bein oder den Arm abzunehmen, er kann den Blinddarm oder die Gaumen­mandeln entfernen, und der Patient wird sich nach vierzehntägiger Bettruhe gar nicht schlechter fühlen, während die Krankenpflegerin, der Hausarzt, der Apotheker und der Chirurg sich viel besser befinden werden.
Es ist einfach unwissenschaftlich, zu behaupten oder zu glauben, dass Ärzte unter den jetzigen Verhältnissen nicht auch unnötige Operationen ausführen oder einträgliche Krankheiten herbeiführen und ver­längern.
Molière hat die Ärzte durchschaut, aber er musste sie nichtsdestoweniger zu sich rufen. Napoleon hat sich keine Illusionen über sie gemacht, aber er musste unter ihrer Behandlung genau so sterben wie der gläubigste Ignorant, der jemals sechs Pence für eine Flasche kräftigender Medizin gezahlt hat.
Jeder, der jemals Ärzte gut genug gekannt hat, um medizinisches Aus-der-Schule-Plaudern ohne Reserve zu hören, weiss, dass sie alle voll von Geschichten über die Irrtümer und Dummheiten der anderen sind, und dass die Theorie ihrer Allwissenheit und Allmacht unter ihnen selbst nicht mehr gilt als bei Molière und Napoleon. Aber gerade aus diesem Grunde wagt es kein Arzt, den andern eines Kunstfehlers öffentlich zu beschuldigen. Er ist seiner eigenen Meinung nicht sicher genug, um auf sie gestützt einen andern Menschen zu Grunde zu rich­ten. Er weiss, dass keines Arztes Lebensunterhalt oder Ruf auch nur ein Jahr in Sicherheit wäre, wenn ein solcher Vorgang in seinem Berufe geduldet würde. Ich tadle ihn deshalb nicht, ich würde selbst das gleiche tun. Aber die Folge dieser Verhältnisse ist, dass der medizinische Beruf eine Verschwörung ist, die den Zweck hat, die eigene Unzuläng­lichkeit zu verbergen.
So steht alles auf der Seite des Arztes. Wenn die Menschen an einer Krankheit sterben, so heisst es, dass sie infolge natürlicher Ursachen gestorben sind. Wenn sie gesund werden (und das geschieht mei­stens), so wird das dem Arzt zugute geschrieben, der sie behandelt hat. In der Chirurgie werden alle Operationen erfolgreich genannt, wenn der Patient das Spital lebend verlassen kann, obgleich die Folgeerschei­nungen des Falles derartige sein können, dass ein anständiger Chirurg ein Gelübde ablegen würde, nie wieder eine Operation zu empfehlen oder auszuführen.
Die grosse Menge von Operationen, die darin besteht, dass man Gliedmassen amputiert und Organe entfernt, sind von einer nicht direkt nachweisbaren Notwendigkeit. Es gibt eine Ope­rationsmode, wie es eine Hemden- und Ärmelmode gibt: der Triumph eines Wundarztes, der endlich herausgefunden hat, wie man eine bis dahin für unmöglich gehaltene Operation mit ziemlicher Sicherheit ausführen kann, hat gewöhnlich eine wahre Operationswut zur Folge, nicht nur unter den Ärzten, sondern sogar unter ihren Patienten.
Es gibt Männer und Frauen, die der Operationstisch zu bezaubern scheint. Halbwegs lebendige Menschen verlieren aus Eitelkeit oder Hypochon­drie oder einem gierigen Verlangen, der fortwährende Gegenstand ängstlicher Beobachtung zu sein, oder aus irgendeinem andern Grunde, das bisschen Sinn, das sie für den Wert ihrer eigenen Organe oder Gliedmassen gehabt haben. Sie machen den Eindruck, als läge ihnen an Verstümmelung so wenig wie den Hummern und Eidechsen, die wenigstens die Entschuldigung haben, dass ihnen neue Scheren und neue Schwänze nach Verlust der alten nachwachsen.

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